Die nun bald 94-jährige Anita Lasker-Wallfisch wurde auf tragische Weise bekannt als die Cellistin des Mädchenorchesters von Auschwitz. Bis heute gilt sie als eine der wichtigsten Zeitzeuginnen für die unfassbaren Verbrechen in den Konzentrations- und Vernichtungslagern der Nationalsozialisten.
Doch auch als Musikerin wirkte sie nach dem Krieg weiter und begründete eine Dynastie erfolgreicher Musikerinnen und Musiker: Ihr Sohn Raphael Wallfisch wurde ein weltbekannter Cellist und gehört zu den erfolgreichsten und bekanntesten Instrumentalsolisten des Hier und Jetzt. Zusammen mit seiner Ehefrau Elizabeth Wallfisch, die eine der einflussreichen Instrumentalistinnen in der Alte Musik-Szene ist, hat Raphael Wallfisch drei Kinder, die ebenfalls Musikerkarrieren starteten: Benjamin, Joanna und Simon Wallfisch.
Mit Simon Wallfisch haben wir es bei diesem hochinteressanten Album des britischen Nimbus-Labels zu tun: Glücklicherweise hat es der britische Bariton ebensowenig wie seine Eltern im Sinn, lediglich das "Standardrepertoire" zu bedienen. Stattdessen eröffnet und Wallfisch hier eine hochinteressante Auswahl zumeist wenig bekannter Lieder Viktor Ullmanns, Richard Strauss', Gottfried von Einems, Pavel Haas', Egon Wellesz' und Hans Gáls.
Was mit Gustav Mahlers Lied von der Erde zum Beginn des 20. Jahrhunderts begann, nämlich das Fasziniertsein von der Kultur des alten Chinas und dessen Reflexion in Musik, hat auch nachfolgende Komponisten beeinflusst. Sie alle haben sich, auf die eine oder die andere Weise, mit der Aura des Orients beschäftigt. Das Album, das fast dreieinhalb Jahrzehnte Musikgeschichte umspannt, wird so zu einer exotischen Reise, die mehr Tiefgang offenbart als lediglich das Horchen auf musikalische Arabesken und Chinoiserien.