Albéric Magnard ist eines der großen Mysterien der Musikgeschichte. Zu einer Zeit, in der ganz Frankreich im Glanz der Grand Opéra erstrahlte, verweigerte er sich der Bühne und komponierte unbeirrt Sinfonien. Diese werden heute von der Musikwissenschaft mit zum Besten gezählt, was die Sinfonik des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts weltweit zu bieten hatte. Magnard verlegte seine Werke ausschließlich im Eigenverlag und galt Zeit seines Lebens als Sonderling. Nur ein einziges Bild von ihm ist überliefert. In den Wirren des Ersten Weltkriegs schoss Magnard auf eine deutsche Patrouille, die sein Grundstück betreten hatte. Daraufhin zündeten die deutschen Soldaten Magnards Haus an, in dem er selbst sowie die meisten seiner ungedruckten Kompositionen den Flammen anheimfielen. Postum wurde Magnard zum französischen Nationalheld, doch seine Musik wurde erst in den 1980er-Jahren in größerem Maßstab wieder aufgeführt.
Das Philharmonische Orchester Freiburg unter seinem Chefdirigenten Fabrice Bollon stellt auf dem ersten Album einer zyklischen Einspielung aller vier Sinfonien Albéric Magnards die dritte und vierte Sinfonie vor, bei der es dem Komponisten gelang, eine ideale Synthese zwischen der klassischen Form und der modernen musikalischen Sprache der Jahrhundertwende zu finden.
Nach dem von der Presse hoch gelobten Album mit der Einspielung von Erich Wolfgang Korngolds Das Wunder der Heliane für NAXOS (8.660410-12) ist diese Einspielung eine weitere, höchst überzeugende Zeitreise in das musikalische Fin de Siècle mit seinen leidenschaftlichen, altgoldartigen Klängen, deren ganz eigenartige Mischung aus der Bereitschaft zu ekstatischer Hingabe einerseits und höchstem Formbewusstsein andererseits zeitlosen Reiz vermittelt, sich mit der Musik dieser Zeit eingehend zu beschäftigen.