Als Japan sich Mitte des 19. Jahrhunderts der Welt öffnete, setzte man alles daran, den vermeintlichen Rückstand gegenüber der Zivilisation des Westens durch eine komplette Neuordnung und gründliche Modernisierung des Landes aufzuholen. Dabei kam es auch auf musikalischem Gebiet zu einem radikalen Paradigmenwechsel: Man begann, das abendländische Musiksystem in die japanische Kultur zu integrieren.
Bei der „neuen“ Musikerziehung setzte man vor allem auf den Gesang. Als Chorgesang ist er bis heute eine beliebte musikalische Betätigung insbesondere von Laiengruppen, die sich regelmäßig bei Chorwettbewerben messen. Die besten von ihnen haben zusammen mit den professionellen Chören durch regelmäßige Vergabe von Kompositionsaufträgen maßgeblich zur Erweiterung des Repertoires auch künstlerisch anspruchsvoller japanischer Chorliteratur beigetragen.
Dieses neue Album des vielfach preisgekrönten SWR Vokalensembles Stuttgart vereint eine Auswahl solcher Chorwerke, die allesamt nach 1950 entstanden sind, als sich viele japanische Komponisten von ihren europäischen und amerikanischen Vorbildern zu lösen und einen individuellen Personalstil auszubilden begannen. Sie griffen dabei zum Teil Elemente der japanischen Musiktradition auf und integrierten diese in ihr eigenes Idiom.