Natürlich muss man im Beethoven-Jahr Gielens Bedeutung als Interpret der Sinfonien mit einer separaten Box im Rahmen der zehnteiligen Michael-Gielen-Edition würdigen. Seine Akribie bei den Tempi, seine Ablehnung, die Wiener Klassik unnötig zu „romantisieren“ und seine Fähigkeit einen transparenten Orchesterklang zu schaffen, machten ihn zu einem der wichtigsten und visionärsten Beethoven-Interpreten des 20. Jahrhunderts.
Gielen war (nach Scherchen und Leibowitz) einer der ersten, der sich mit Beethovens Metronom-Angaben auseinandersetzte. Er nutzte 1970 zwei Einladungen von deutschen Rundfunkanstalten, um sich als radikaler Neuerer in Sachen Beethoven-Interpretation zu etablieren. Diese Aufnahmen der „Eroica“ (aus Frankfurt) und der Fünften (aus Stuttgart) werden hier zum ersten Mal veröffentlicht. Mit der (ebenfalls enthaltenen) Studioaufnahme aus Cincinnati von 1980 – sie erlangte einige Berühmtheit – war nach vielen Jahren erstmals wieder eine „Eroica“ auf dem Plattenmarkt, die sich an den von Beethoven vermerkten Metronom-Angaben orientierte – und zwar in allen Sätzen und konsequenter als je zuvor.
Die Edition enthält darüber hinaus Aufnahmen der Messe in C-Dur, der Großen Fuge B-Dur (bearbeitet für Streichorchester von M. Gielen) sowie einige Ouvertüren und eine Bonus-DVD mit einer Aufnahme der „Eroica“ vom Januar 1987.